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Natursubstanzen

Gibt es noch andere Substanzen
aus der Natur, die bei Neurodermitis helfen?

Für die Behandlung von Neurodermitis gibt es eine Vielzahl von pflanzlichen und tierischen Präparaten, die mit mehr oder weniger großem Erfolg eingesetzt werden. Wir haben Ihnen im folgenden die am häufigsten angewendeten Substanzen aus der Natur aufgeführt.

Bittersüßstengel

Dieses Nachtschattengewächs ist in der Volksmedizin schon lange als Arzneipflanze bekannt (unter anderen Cefabene®, Dolexa­derm®). Der Extrakt aus seinem Stiel beinhaltet den Wirkstoff
Sola­sodin, er zeigt auf der Haut ähnliche, aber nicht so effektive Wirkungen wie Cortison und nicht dessen Nebenwirkungen. Für die Er­zeu­ ­gung von Cremes, Tropfen sowie Tabletten werden zwei bis drei Jah­re alte Stiele gesammelt, von ihren Blättern befreit, getrocknet und daraus ein alkoholischer Auszug hergestellt. Die Extrakte kön­nen je­ doch auch giftige Pflanzenstoffe, sogenannte Alkaloide, enthalten und sollten deshalb nur in Maßen angewandt werden. Das gilt auch für die aus den Extrakten hergestellten Produkte. Die Gerb­stoffe des Bittersüßstengels dichten, ähnlich wie die der Eichenrinde (siehe Seite), die Haut ab und hemmen die Schweißbildung.

Eichen- und Buchenrinden-Extrakte

Die Extrakte der Rinde von Eiche und Buche enthalten große Mengen Gerbstoffe, die allgemein als Tannine bezeichnet werden. Sie hem­ men die Entzündungen und ziehen die Haut zusammen (unter anderen Tannolact®; Tannosynt®). Dadurch werden Infektionen mit Haut­ pilzen oder Bakterien vermieden; außerdem lindern sie den Juck­ reiz. Am besten verwenden Sie die gebrauchsfertigen Präparate, da diese nicht so stark färben wie der selbst zubereitete AGerbstoffe enthalten außerdem Walnußblätter, Rataniawurzel, Pflan­ zengallen und Hamamelisblätter sowie.

Kamille

Die entzündungshemmende und wundheilungsfördernde Wirkung der Kamillenblüten-Extrakte beziehungsweise der ätherischen Öle wird in der Behandlung der Neurodermitis in Form von Umschlägen aber auch in Salben und Cremes eingesetzt. Gleichzeitig kühlen diese Anwendungsformen die Haut, was als angenehm empfunden wird. Doch Vorsicht: Werden neben den Blütenköpfen der echten Ka­ mille auch die der sehr ähnlich aussehenden Hundskamille ge­ pflückt, kann ein Extrakt dieser Mischung zu Kontaktallergien der Haut führen. Verwenden Sie deshalb bei selbsthergestellten kalten Umschlägen (Zubereitung siehe Schwarzer Tee, Seite) Kamillenblüten aus der Apotheke, und achten Sie darauf, daß Sie sie nicht zu lange lagern, da sie schnell ihre Wirkung verlieren. Bei Cremes und Salben sind Präparate mit Liposomen (eine spezielle Trägersubstanz) sinnvoll, sie unterstützen die Aufnahme von ätherischen Ölen in die Haut. Leider sind diese Produkte durch die aufwendige technische Her­stellung etwas teurer.

Murmeltierfett und Nerzöl

Murmeltierfett, das traditionell in den Alpenländern benutzt wird, ent­hält natürliches Cortison, so daß es bereits nach einer einwöchigen Behandlung mit unverdünntem Fett zu einer Verdünnung der Haut kommen kann. Das aus dem Winterspeck von Nerzen gewon­nene Nerzöl enthält ebenfalls Cortison. Beide Substanzen entsprechen in ihrer Wirksamkeit aber auch in ihren Nebenwirkungen denen der Cortisonsalben. Aus diesem Grund sind sie, über einen längeren Zeitraum angewendet, nicht ungefährlich und sollten nicht ohne Ab­sprache mit einem Arzt angewendet werden (siehe auch Seite).

Omega-6-Fettsäuren, Nachtkerzen- und Borretschsamenöl

Der Begriff Omega-6-Fettsäuren bezeichnet eine Fettsäurenfamilie, zu der die Linolsäure und die Gamma-Linolensäure gehören. Gam­ma-Linolensäure ist in hohen Konzentrationen zum Beispiel in Nacht­ kerzen- und Borretschsamenöl enthalten (unter anderen Laceran®). Omega-6-Fettsäuren sind für den menschlichen Orga­ nis­ mus lebensnotwendig und werden über die Nahrung (zum Beispiel in Fisch und pflanzlichen Ölen, beispielsweise Leinsamen) vorwiegend als Linolsäure aufgenommen. Die Linolsäure wird dann in die Gamma-Linolensäure umgewandelt.

Einige Wissenschaftler vermuten bei der Entstehung der Atopie, die sich als Neurodermitis, Heuschnupfen oder Asthma äußern kann, einen Defekt innerhalb dieses Umwandlungsschrittes, mit dem Re­sul­tat, daß dem Körper zu wenig Gamma-Linolensäure zur Verfü­ung steht. Da die Umwandlung in die Gamma-Linolensäure vor allem im Thymus (eine Drüse, die im Säuglingsalter vorhanden ist und verschiedene Funktionen, wie zum Beispiel den Aufbau des Ab­ wehr­ systems, steuert, sich jedoch im Laufe der Lebensjahre zurück­ bildet) stattfindet, spielt dies besonders im frühen Kindesalter eine Rol­le. Es wurde daher versucht, die Konzentration der Gamma-Li­no­l­en­ säure sowohl durch Einnahme als auch durch äußere Anwendung zu erhöhen. Da ein Mangel an Gamma-Linolensäure in verschiedenen Studien jedoch nicht nachgewiesen werden konnte, wich die anfänglich mit dieser Behandlung verbundene Euphorie einer ge­wis­sen Ernüchterung. Zudem müßte die Konzentration der Gamma-Lino­lensäure sehr hoch sein, um die im Körper vorhandene Menge zu steigern.

Die für die äußere Behandlung der Neurodermitis gedachten Präpa­rate haben daher meist keinen besseren Effekt als andere pflegende Pro­dukte. Ihr Hautarzt wird Ihnen auf Wunsch zum Beispiel folgende Rezepturen verschreiben können: Ol. Oenotheraebienis 20,0 in Basiscreme DAC (Deutscher Arznei Codex) ad 100,0 und Ol. Borraginis officinalis 10,0 in Basiscreme DAC ad 100. Jedoch ist diese Mischung nicht gerade preiswert. Da zudem eindeutige Aussagen über ihre Wirksamkeit fehlen, sind diese Mittel kaum empfehlenswert.

Phytosterole

Phytosterole sind pflanzliche Stoffe, die den Gehalt an Entzündungsfaktoren in der Haut senken können (unter anderen Mutabella®) und damit möglicherweise eine Besserung der Hautentzündung erreichen. Noch liegen über die Wirksamkeit der Phytosterole keine kontrollierten Studien vor, jedoch gibt es einige Untersuchungen, die ihre Wirksamkeit bei Neurodermitis bestätigen.

Eventuell ist die Konzentration der Phytosterole in der Salbe aber zu gering, um einen ausreichenden Effekt erzielen zu können. Weitere Forschungsergebnisse in diesem Bereich bleiben abzuwarten.

Ringelblume

Die Blüten von Ringelblumen enthalten Substanzen, Triterpene, die entzündungshemmend wirken. Allerdings kommt es nicht selten zu allergischen Reaktionen, die eine langfristige Anwendung verhindern. Zudem verfärben die Extrakte der Ringelblumenblüten in den Umschlägen und Salben Textilien stark. Auch hier sind beim Einsatz von Salben und Cremes Liposom-Präparate (siehe oben) empfehlenswert.

Schwarzer Tee

Viele Hautärzte setzen in der Behandlung von Ekzemen kalte Umschläge mit schwarzem Tee ein. Ähnlich wie Eichenrinden-Extrakte enthält schwarzer Tee Gerbstoffe und kann in der äußeren Anwendung einen Bakterienbefall der Haut reduzieren sowie die Wundheilung beschleunigen. Kalte Umschläge haben außerdem einen guten Kühleffekt.

Für die Zubereitung gießen Sie den schwarzen Tee mit etwa einem Liter heißen Wasser auf. Bei lose abgepacktem Tee sollten Sie für diese Flüssigkeitsmenge etwa drei bis fünf gut gehäufte Teelöffel verwenden, bei Teebeuteln genügen drei bis vier Beutel. Der Tee sollte mindestens zehn Minuten ziehen, damit sich die Gerbstoffe im Wasser lösen. Danach wird der Tee im Kühlschrank oder in einem Gefäß, das in eine mit Eiswürfeln gefüllte Schale gestellt wird, gekühlt. Nun kann der schwarze Tee für Umschläge auf der Haut benutzt werden. Der Umschlag soll „eintrocknen“, das heißt, er soll erst dann erneut angefeuchtet werden, wenn er fast angetrocknet ist. Beachten Sie, daß Umschläge nicht über einen längeren Zeitraum angewendet werden dürfen, da sie die Haut austrocknen.

Der juckreizlindernde und entzündungshemmende Effekt ist bei akuten Entzündungen jedoch so gut, daß Sie es ausprobieren sollten, wenn das Kind die Anwendung toleriert.

Teebaumöl

In letzter Zeit wird vermehrt auch Teebaumöl zur äußerlichen Behandlung eingesetzt, da es antiseptische und wundheilungsfördernde Eigenschaften besitzen soll. Unter der Bezeichung Teebaum faßt man Sträucher und Bäume der Gattung Melaleuca und Leptospermum aus der Familie der Myrtaceae zusammen. Zu den natürlichen Gebieten, in denen der wichtigste Vertreter des Teebaums, Melaleuca alternifolia, vorkommt, gehören Australien und Tasmanien. Die medizinischen Eigenschaften des Teebaums sind bei den Eingeborenen Australiens seit mehr als 1.000 Jahren bekannt. Die ätherischen Öle des Teebaums werden durch Wasserdampfdestillation gewonnen.

Die medizinischen Eigenschaften des Teebaumöls werden auf den hohen Gehalt an 1,8-Cineol (Eucalyptol) und den in niedrigeren Mengen enthaltenen Terpinen-4-ol zurückgeführt.

Teebaumölprodukte haben bisher keine Zulassung als Arzneimittel, werden jedoch als Cremes, Salben, Lotionen, Shampoos, Seife, Milch und Öl zur Reinigung und Pflege der Neurodermitis-Haut angeboten. Dieses Naturprodukt hat jedoch auch Schattenseiten: Es sind Vergiftungserscheinungen nach Verschlucken bekannt. Seit 1991 ist auch die allergieauslösende Wirkung des Teebaumöls bekannt, die auf den Stoff 1,8-Cineol zurückgeführt wird. Besonders Teebaumöl, das länger gelagert wird, kann starke Reaktionen hervorrufen. Das Cineol wird auch als Reizstoff angesehen, in England und Australien sind deshalb Zubereitungen mit hohem Cineol-Anteil verboten. Aus medizinischer Sicht ist von der Anwendung ohne vorherige ärztliche Absprache eher abzuraten, da möglicherweise ein Allergierisiko besteht, sobald Teebaumöl in konzentrierter Form angewendet wird.

Zemaphyte

Zemaphyte ist eine komplexe Mischung von zehn Kräutern, die aus der traditionellen chinesischen Medizin stammen und vor allem in England angewendet wurden. Obwohl in einigen kontrollierten Studien ein durchaus positiver Effekt bei der Behandlung der Neuro­der­mitis zeigten, ist dennoch Vorsicht geboten, da einzelne Sub­stan­zen dieses Gemisches auch toxische, also schädliche Wirkungen haben können. Die Mischung wird daher nur für schwere Fälle mit besonders trockener Haut und ohne Infektionen empfohlen. Der be­handelnde Arzt muß außerdem jeden Monat einen Blut- und Urintest zum Ausschluß einer toxischen Wirkung auf die Leber durchführen! Bei Kindern unter zwei Jahren sollte sie nicht angewendet werden.


Wenn Sie sich eingehender mit Heilkräutern und ihren Wirkstoffen befassen wollen, möchten wir Sie auf das Literaturverzeichnis im An­hang hinweisen. Auch Informationen der Selbsthilfegruppen (Adres­sen im Anhang) können hier weiterhelfen.



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